DW: Herr Elsässer, wie geht es Ihnen in der Zeit des Prozesses?
Elsässer: Wenige Tage vor der Urteilsverkündung am 24. Juni am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bin ich tendentiell optimistisch. Die Verhandlungstage am 10. und 11. Juni verliefen konstruktiv. Wir konnten unsere Argumente gut vorbingen. Aber Anspannung ist schon da. Wir sind im Grunde seit 16. Juli 2024 in Dauerspannung…
DW: … dem Tag des Überfalls unseres Staatsapparates auf Redaktion, Verlagskollegium, auf Ihre Wohnung und weitere Wohnungen von Journalisten.
Elsässer: Ja. Aber es ist auch eine positive Spannung. Natürlich hat man manchmal auch schlaflose Nächte. Aber dieser unglaubliche Angriff auf die Pressefreiheit motiviert auch, uns diesen Demokratiefeinden entgegenzustellen. Eines haben wir schon erreicht: Dass Nancy Fäser mittlerweile weg ist vom Fenster, während Compact sie auf jeden Fall überlebt hat!
Volksaustausch, Umvolkung, Remigration
DW: Die vormalige Bundesinnenministerin gilt als Treiberin des Vernichtungsversuches gegen Ihr Nachrichtenmagazin, Ihren Betrieb, Ihr Kollegium und auch Ihre berufliche Existenz. Die erste Ausgabe des Alternativmedienmagazins Näncy kam damals kurzentschlossen heraus, das Bundesverwaltungsgericht hob die Verbotsverfügung wieder auf. Nun läuft das Verbotsverfahren in der Justiz ab. Wie verläuft die Gerichtssache aus Ihrer Sicht?
Elsässer: Im Ablauf gut. Der vorsitzende Richter hat uns ausführlich Gelegenheit gegeben, unsere Standpunkte darzustellen, und hat etwa bei den vom Innenministerium angefeindeten bösen Worten wie Volksaustausch, Umvolkung und Remigration erkennen lassen, dass man diese Begriffe auch als demokratischen Warnruf an die Regierung verstehen kann, es nicht notwendig etwas Extremistisches ist.
DW: Wie ist die Stimmung in Ihrer Redaktion, im Kollegium?
Elsässer: Die Compact-Redaktion ist eine verschworene Gemeinschaft. Dieser Angriff hat uns zusammengeschweißt. Wir arbeiten volle Kraft weiter, sowohl im redaktionellen Bereich für das Print-Magazin, als auch für die täglichen TV-Sendungen, als auch im Verlagsbereich.
DW: Welche Erwartungen haben Sie für das auf 24. Juni anberaumte Urteil?
Elsässer: Wir sind vorsichtig optimistisch. Denn die Richter, die jetzt im Hauptsacheverfahren entscheiden, sind diejenigen, die uns in der Eilentscheidung Recht gegeben haben.
Verzögerung bei der Urteilsverkündung
DW: Wann erscheint die kommende Compact-Ausgabe?
Elsässer: Ende Juni sollte sie erscheinen. Aber durch die Verlängerung bei der Urteilsverkündung, kommt die Print-Ausgabe erst am Samstag, 5. Juli 2025, an den Kiosk – das erfolgreiche Urteil vorausgesetzt.
DW: Herr Elsässer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Die Fragen stellte Anselm Lenz.