CORONA-QUARANTÄNE: BÜHNE FREI FÜR DIE TECHNIK-DIKTATUR

EINE ANALYSE DER HIGH-TECH-DYSTOPIE

Von Hermann Ploppa

Der Pandemie-Hype dient als Vorwand, um die Welt im Hauruck-Verfahren der Automatisierung und der Künstlichen Intelligenz zu unterwerfen.

Die Welt wie wir sie kennen, ist ein Auslaufmodell. Deswegen müssen wir leider draußen bleiben, wenn die Superreichen diese Welt umprogrammieren. Die Schaufenster sind zurzeit zugehängt. Sie werden gerade neu dekoriert. Wenn die Vorhänge fallen, werden wir verwundert eine neue Normalität vorfinden.

Der Ausnahmezustand der Pandemie Covid-19/SARS-Cov-2 führt zu einem brutalen Durchmarsch der Automatisierung – oder auch: Künstlicher Intelligenz - in nahezu allen Lebensbereichen. Das fängt schon damit an, dass wir zuhause bleiben sollen, um die unsichtbaren kleinen Feinde, die Corona-Viren, nicht an uns rankommen zu lassen. Die Kinder dürfen nicht mehr zur Schule gehen, sich nicht mehr mit ihren Freunden treffen. Die Kranken dürfen teilweise nicht mehr zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen. Gestorben wird einsam und anonym, als Nummer, unter dem ätzenden Neonlicht der Intensivstationen.

Was nicht mit Corona zu tun hat, wird augenblicklich nur schleppend ärztlich behandelt. Wir nehmen das hin als vorübergehende Maßnahme, die man schulterzuckend akzeptieren muss. So wird es uns zumindest verkauft. »Verkauft« heißt: mit den Mitteln der Werbesprache nahegebracht. Es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch keine vollwertige Rückkehr zum persönlichen Kontakt mit Lehrern und Ärzten mehr geben.

»Wir freunden uns gerade eindeutig an mit einer menschen- und kontaktlosen Technologie. Menschen sind absolut unzuverlässige Kreaturen (Biohazards) – Maschinen sind das nicht«, frohlockt die einflussreiche Chefin einer amerikanischen Firma für automatisierte Parkleitsysteme.

MENSCHENLOSE TECHNOLOGIE

E-Learning. Telemedizin. Statt UPS-Boten in Zukunft biepende Roboter, die uns die ersehnten Pakete bringen. Die Großen der IT-Branche predigen uns schon lange, dass das der Weg zum Glück ist. Und jetzt haben sie auch noch eine High-Tech-Variante der Horrorvision von der Gelben Gefahr: die Chinesen werden uns meilenweit überholen, wenn wir nicht sofort alles auf Künstliche Intelligenz umstellen. Chinesische Ärzte führen Sprechstunden mit räumlich entfernten Patienten via Skype durch – teilweise mit Mundmaske. Als wenn das Skype-Mikrophon das erschröckliche Covid-19-Virus mit den Schallwellen zusammen übertragen könnte. Roboter birsen durch die Straßen chinesischer Megastädte und versprühen desinfizierende Chemikalien. Die Corona-Welle in Wuhan brachte atemberaubende Innovationen:

»Als das Hongshan-Sportzentrum in Wuhan im Handumdrehen in ein intelligentes Feldkrankenhaus umgewandelt wurde mit 20.000 Corona-Patienten, wurden die Insassen aus der Ferne mit Thermometern auf 5G-Basis gemessen, ausgestattet mit intelligenten Armbändern, um eine 24-stündige Überwachung zu ermöglichen. Medikamente und Essen wurden von Robotern angereicht. Roboter versahen ebenfalls die Reinigung und Desinfektion und sie lieferten das Quarantänematerial«, trompetet ein chinesisches Internetportal.

Roboter kontrollieren als Polizisten den Verkehr in chinesischen Großstädten. Wenn jemand nachts bei Rot über die Fußgängerampel gehen sollte, erreicht ihn nach fünf Minuten eine Nachricht auf dem Smartphone. Die Verkehrsbehörde der zuständigen chinesischen Stadt hat soeben den Gegenwert von fünf Dollar vom Konto des Verkehrssünders abgebucht. So erging es einem in China arbeitenden Bundesbürger, der darüber auf Facebook berichtete. Beeindruckende Möglichkeiten. 


© Bild: Privat

Die Großen der angloamerikanischen IT-Branche sehen ganz klar die Gefahr, dass die Volksrepublik China die bislang führenden westlichen Oligarchen mithilfe der Künstlichen Intelligenz weit hinter sich lassen könnte. In den USA arbeitet die National Security Commission on Artificial Intelligence daran, diesen Rückstand zu messen und Wege aus der Krise zu weisen.

Das Defense Innovation Board verbindet das Pentagon mit den IT-Konzernen aus Silicon Valley und berät die US-Regierung. In beiden Gremien hat der frühere Direktor des IT-Riesen Alphabet (Dachgesellschaft unter anderem für Google, Android und Youtube) Eric Schmidt das Sagen. In einer Power-Point-Präsentation vom Mai 2019 beklagt Schmidt, dass zwar alle großen IT-Innovationen aus den USA kämen. Aber die Chinesen würden diese Innovationen ganz anders nutzen können als die Amerikaner, denn sie hätten die nötige Infrastruktur. Was er meint: die Chinesen könnten die totale Digitalisierung und Automatisierung konsequent in die Gesellschaft herunter reichen, ohne durch demokratische Instanzen daran gehindert zu werden.

RADIKALE UMPROGRAMMIERUNG DER WELT

Ein Zwischenbericht der NSCAI vom November 2019 wird noch einmal nachdrücklich: »Wir befinden uns in einem strategischen Wettbewerb. Dabei steht die Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt. Die Zukunft unserer nationalen Sicherheit und der Wirtschaft stehen auf dem Spiel.«

Da ist es sicher kein Zufall mehr, wenn der Gouverneur des US-Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, sich mit den superreichen Oligarchen der IT-Branche trifft, um im Schnellverfahren seinen Bundesstaat in eine Kopie der wahrgenommenen chinesischen High-Tech-Dystopie umzuwandeln.

Vor dem Hintergrund der proklamierten Gefährdung der Gesellschaft durch das Covid-19-Virus wird nun, unter Ausschaltung demokratischer Kontrollinstanzen, die kreative Zerstörung der alten Strukturen zugunsten einer roboterisierten, automatisierten schönen neuen Welt durchgezogen.

UNBEQUEME BÜRGERRECHTE

Naomi Klein, die brillante Chronistin putschartiger Transformationen von Gesellschaften, hat auch diesen Vorgang in einem Aufsatz haargenau skizziert:

»Inmitten des Gemetzels der aktuellen Pandemie und der Furcht und Ungewissheit über die Zukunft, die damit verbunden sind, erblicken die Konzerne ganz deutlich ihre Gelegenheit, all das demokratische Engagement wegzuwischen. Dieselbe Machtvollkommenheit zu besitzen wie ihre chinesischen Konkurrenten, die den Luxus genießen, arbeiten zu können ohne durch die Einmischungen von Gewerkschaften oder Bürgerrechtlern eingeschränkt zu werden … Demokratie, also die unbequeme öffentliche Mitwirkung in der Gestaltung wichtiger Einrichtungen und öffentlicher Räume, war das einzige bedeutende Hindernis für die Vision, die Schmidt voranbringen wollte.«

Hier vollzieht sich vor unseren Augen eine radikale Umprogrammierung der Welt, wie wir sie kennen, in eine gefühllose maschinengesteuerte Mega-Maschine. Ein großer Sprung vorwärts in Richtung Transhumanismus – in eine schaurige Fusion von Mensch und Maschine.



Hermann Ploppa ist Buchautor, Politologe und Redaktionsmitglied dieser Zeitung




Dieser Text erschien in Ausgabe N° 6 am 29. Mai 2020




Der Rundbrief!

Zum Newsletter von den Gründern der Demokratiebewegung:

  anmelden  

Wir verwenden keine Cookies, Statistiken, Tracking et cetera.

Wir unterstehen keinen Firmen oder Interessengruppen, wir finanzieren uns ausschließlich durch Ihre Spenden.


© 2024 Sodenkamp & Lenz Verlagshaus GmbH